Bericht von Dimitrios Triantafillidis
Alljährlich finden zwischen Weihnachten und Neujahr die Deutschen Vereins-Mannschaftsmeisterschaften (DVM) der Jugend statt. Unser kleiner Verein nimmt in diesem Jahr schon zum 6. Mal daran teil und schickt in 2016 erstmalig eine etwas ältere Jungenmannschaft - die U14 - an den Start. Bisher waren es immer die jüngeren Spieler des Vereins (U10-U12), oder die Mädchen (U14w).
Die DVM findet immer vom 26. bis 30. Dezember dezentral statt. Das bedeutet, dass mehrere Meisterschaften (abhängig von der Altersklasse), in ganz Deutschland verteilt, ausgetragen werden. Nachdem wir letztes Jahr mit den U10ern und den U12ern im schönen Magdeburg waren, geht es dieses Jahr nach Düsseldorf, wo die Meisterschaften in der wohl modernsten Jugendherberge Europas ausgetragen werden.
Foto: Noah und Simeon (am Brett), Robin, Philipp, Dimi, René, Antonio (2. Reihe, v.l.n.r.)
Etwas chaotisch geht es am ersten Tag zu, an dem traditionell die Zimmer bezogen werden und die Mannschaftsführerbesprechung stattfindet. Nachdem aber die Hürde „Zimmerbezug“ genommen wird, können alle Teilnehmer und ihre Eltern erstmal ausatmen und ankommen.
Die Mannschaftsführer Dimi und Philipp müssen aber noch um 21 Uhr zur Besprechung, bei der die Regeln des Turniers nochmal erläutert werden. Zum Beispiel gibt es bei der DVM die Sofia-Regel, bei der man ein Remis erst nach 20 Zügen vereinbaren darf. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Karenzzeit. In den meisten Turnieren gilt eine 30-minütige Karenzzeit, hier bei der DVM spielt man mit null Karenzzeit, d.h. pünktlich am Brett sein.
Die Besprechung geht dann doch etwas länger, sodass die Auslosung zur ersten Runde erst gegen halb elf feststeht. Unser Team gilt hier als krasser Außenseiter. Von 20 teilnehmenden Mannschaften sind wir an Rang 17 gesetzt. Für die erste Runde bedeutet das, dass unser Gegner die an Rang 7 gesetzte Mannschaft aus Uelzen ist. Trainer Philipp bereitet die Jungs nochmal auf ihre möglichen Gegner vor und endlich gegen halb zwölf sind dann auch alle im Bett.
Wir starten in Düsseldorf übrigens mit 5 Spielern, haben dadurch also ein bisschen Flexibilität in der Aufstellung gewonnen, was hilft, dass die Gegner sich nicht zu 100 % auf uns vorbereiten können. Unsere Jungs spielen in der
Aufstellung:
Da parallel zur U14 noch die Mädchen U14w ihre DVM hier spielen, wird parallel ein Ersatzspieler-Turnier zur eigentlichen Meisterschaft ausgetragen. Das bedeutet, dass der Spieler, der gerade aussetzt, nicht spielfrei hat, sondern sich gegen andere Ersatzspieler messen kann. Kein Spieler muss also bei den Partien zuschauen, eine tolle Sache! Für die erste Runde legen sich das Trainer/Betreuer-Team auf Simeon, Noah, René und Robin fest.
Vor dem Start wurden die neuen DVM-T-Shirts verteilt. Diese fanden nicht nur bei unseren Kindern großen Zuspruch, sondern sind auch generell sehr gut in Magdeburg angekommen. Nicht selten wurden wir mit „tolles Shirts“ oder „super Motiv“ angesprochen. Einige Teilnehmer ließen sich sogar mit unseren Spielern ablichten oder fragten, ob sie das Shirt fotografieren durften.
Eigentlich wollten wir ja schachlich für Aufsehen sorgen aber das ließ sich ja noch einrichten. :-)
Nach einem guten Frühstück im wunderschönen, hellen Essensraum gingen unsere Jungs pünktlich um 8:30 Uhr an die Bretter.
Bericht Runde 1:
Zu Beginn des Turniers ging es für uns gegen die an Nr. 7 gesetzte Mannschaft aus Uelzen. Das DWZ-Orakel sah uns mit 1,1 : 2,9 deutlich in der Außenseiter-Rolle, doch die Jungs waren super vorbereitet und es roch lange nach einer faustdicken Überraschung. Simeon und Noah überspielten ihre nominell stärkeren Gegner regelrecht. Doch während Noah sauber zu Ende spielte und uns mit 1-0 in Front brachte, machten Simeons Nerven uns einen Strich durch die Rechnung. Von zwei möglichen „Gewinnwegen“ wählte Simeon den falschen, da hier noch eine starke Ressource seines Gegners steckte. Die Stellung wäre immer noch, trotz Damenverlust gegen Turm und Figur, noch gut spielbar für ihn gewesen, doch diese Riposte brachte Simeon einen Zug lang aus der Fassung und der Turm wurde einzügig eingestellt. Aus einem möglichen 2-0 wurde also ein ärgerliches 1-1. René an Brett 3 hatte kaum eine Chance gegen seinen starken Gegner und es stand 1-2. Doch Robin hatte eine gute Stellung mit einem Mehrbauern erspielt. Doch schwacher Läufer gegen starken Springer, sorgten dafür, dass seine Gegnerin immer mehr ins Spiel fand. Am Ende einer langen ersten Runde musste Robin nach über 4Stunden die Waffen strecken. Endresultat, wie das Orakel vorhergesagt hat: 1-3, doch es war definitiv mehr in dieser Runde drin.
Arg viel Zeit bleibt nicht zwischen den Runden. Denn um 14:30Uhr geht es schon wieder weiter. Mittagessen, Ausruhen und Vorbereitung auf den nächsten Gegner müssen also im Zeitraffertempo gemacht werden. Wer denkt, eine DVM ist nicht anstrengend, der irrt gewaltig. Für die 2. Runde bekommen wir die Mannschaft aus Leipzig zugelost. Auch hier sieht das DWZ-Orakel den Gegner mit 2,6:1,4 in Front, doch eine gute Vorbereitung und eine gute Moral soll es dieses Mal Lügen strafen.
Bericht Runde 2:
In dieser Runde ließen wir René pausieren, der angefangen hatte, etwas zu fiebern. Die angeordnete Bettruhe sollte dafür sorgen, dass er an den nächsten Tagen wieder voll konzentriert spielen kann. Hoffentlich bessert sich sein Zustand. Für ihn rückte Antonio ins Team. Pünktlich um 14:30 Uhr startete die Runde und Noah legte los wie die Feuerwehr. In dieser Partie war Noahs Dominanz so gewaltig, dass er bereits nach knapp 90 Minuten die Biberacher mit 1-0 in Front brachte. Simeon hatte an Brett 1 seine ärgerliche Niederlage gut verarbeitet. Eine tolle Vorbereitung und aufgrund der 1-0 Führung hochmotiviert, konnte Simeon seinem Gegner die Dame für seinen Turm abnehmen. Nach 2h lagen wir also mit 2-0 in Führung. Robin hatte zu diesem Zeitpunkt eine solide Stellung mit Mehrbauern erspielt, Antonio stand solide aber mit Zeitnachteil. Durch Stellungspech drehte sich aber Robins Partie wie in der Vorrunde erneut und mit Figur weniger und gegnerischem gedeckten Freibauern war die Partie nicht mehr zu halten. Nach zweieinhalb Stunden verkürzte Leipzig also zum 1-2.
Antonio musste also seine Stellung halten, um den Mannschaftssieg zu sichern. Das Remis war uns nach den Siegen an den vorderen Brettern schon sicher. Leider öffnete Antonio die lange Diagonale mit c4 und erweckte damit den gegnerischen Läufer auf g7 zum Leben, was den Druck auf Antonios Stellung erhöhte. Nun wurde der Druck zu groß und es ging eine Figur verloren. Kurz darauf verlor er zum Endstand zum 2-2.
Abends ist zum Glück genügend Zeit, um mal abzuschalten und Schach in den Hintergrund zu rücken. Die Kids (und nicht nur die – auch die Eltern liefern sich erbitterte Duelle- duellieren sich untereinander im Tischkicker. Die Eltern und Betreuer haben eine gesellige Runde im Bistro der Jugendherberge, bis gegen halb elf alle zufrieden ins Bett gehen (die Kinder schlafen natürlich um die Uhrzeit schon).
Bericht Runde 3
Da René sich am Vortag ausgeruht hat und es ihm besser ging, spielte er wieder an Brett 3 und nun war Robin an der Reihe zu pausieren. Robin hatte am ersten Tag zwei gute Stellungen leider beide hergeben. Es war aber keine Bestrafung seitens der Trainer, ihn jetzt draußen zu lassen, sondern das abwechselnde Pausieren war vor dem Turnier schon abgemacht. Dass Robin eine „Jetzt erst recht“-Trotzreaktion zeigen wird, ist absehbar und hierauf freuen wir uns dann in Runde 4.
Es ging also wieder pünktlich um 8:30 Uhr an die Bretter. Dieses Mal wartete die SG Blau-Weiß Stadtilm auf uns. Simeon bekam zum dritten Mal die besprochene Vorbereitung aufs Brett und verbesserte nicht nur seine Stellung, sondern auch seinen Zeitvorteil kontinuierlich. Noah hatte das taktische Nachsehen, als er in der Eröffnung eine Ungenauigkeit machte, die sein Kontrahent trocken ausnutzte. Einige Zeit später fiel noch ein zweiter Bauer, doch Noah kämpfte engagiert weiter.
René bekam auch seine Eröffnung aufs Brett, in der der Gegner aber eine eher langweilige Fortsetzung wählte, die René ein bisschen Wind aus den Segeln nahm. Er verlor erst einen, dann den zweiten Bauern. Die Hoffnungen ruhten dennoch auf ihm, da sich die gegnerischen Schwerfiguren auf den weißen Damenflügel verirrten und den schwarzen König ziemlich vereinsamt zurückließen. Antonio hatte in der Eröffnung einen Pakt mit der Glücksgöttin geschlossen. Mit Schwarz zwei Ungenauigkeiten in der Eröffnung zu machen, ist eigentlich zu viel. Man musste schon mit einer Niederlage rechnen, da wand er sich nach und nach aus der schlechten Stellung heraus. Eine Variante, die er als nicht gut für seine Gegnerin berechnete, wäre aber wohl matt geworden. Da diese wahrscheinlich zum selben Rechenergebnis wie Antonio kam, wählte sie nur den zweitbesten Zug und ab nun besaß Antonio eine Mehrfigur.
Mit der Gewinnführung ließ er sich vielleicht ein paar Züge zu viel Zeit, aber Hauptsache 1-0. Kurz darauf überschlugen sich die Ereignisse, erst gab Noah seine hoffnungslose Endspiel-Stellung mit zwei Minusbauern auf, dann verlor Simeon seine Druckstellung (gute Position und riesiger Zeitvorsprung) sehr unglücklich. Der gegnerische Läufer war plötzlich zu stark, ein Motiv, welches Antonio am Vorabend am eigenen Leib erfahren hatte, Rückstand 1-2. René zeigte, dass der Biberacher Teamspirit hoch ist. Mannschaftsführer Philipp wies ihn schon beim Stande von 0-0 an, den Druck auf seinen Gegner zu erhöhen. Die Idee war, Antonios Sieg und Noahs Niederlagen waren schon absehbar und lieber hat man dann noch zwei Stellungen, in denen beide Spieler Druck auf die Gegner ausüben und sich die Mitspieler aufeinander verlassen können, als wenn der eine besser und der andere schlechter steht. Simeons Niederlage wurde sogleich mit einem formidablen Angriff Renés gekontert, der Gegner steckte einen ganzen Turm ins Geschäft. Nach ein paar Irrungen und Wirrungen war es vorbei, der Gegner gab sich geschlagen, Endstand 2-2.
Das sind so Momente, wo man nicht genau weiß, ob man sich über den Punktgewinn freuen oder ärgern soll. Simeon und Noah spielen in den ersten zwei Runden wahnsinnsstarkes Schach und man meint, mit 2 Punkten an den Brettern 3 und 4 hätte ein Sieg her müssen, und dann sind es gerade die Spieler, die eigentlich sehr nervenstark sind, die mal schwächeln. Auf der anderen Seite hat man nicht verloren. Nun ja, man wird sehen, wie man dieses 2-2 einzuordnen hat.
Auch zwischen den Runden 3 und 4 ist immer sehr wenig Zeit, etwas vorzbereiten. Caissa, die Schachgötting meint es jedoch aktuell nicht wirklich gut mit uns. Nach 3 Runden stehen wir auf unserem Setzlistenplatz 17 und bekommen die SK München Südost zugelost, welche auf dem 8. Platz stehen.
Bericht Runde 4
Gut vorbereitet starteten wir in die 4.Runde. Obwohl die DWZ-Prognose uns mit 1,1 – 2,9 hinten sah, wollten wir die zwei unglücklichen Unentschieden aus den vorangegangenen Runden mit etwas Zählbarem wettmachen. Doch irgendwie schien der Wurm drin zu sein. Robin und Simeon wurden in der Eröffnung sehr nach hinten gedrängt und die Partien wurden sehr passiv gespielt.
Noah kam sehr gut aus der Eröffnung. René verwechselte die Zugfolge, was sein Gegner aber nicht ausnutzte und somit auch er sehr gut aus der Eröffnung kam Doch dann lief nichts mehr. Robin, Noah und Simeon verloren nahezu zeitgleich nach knapp 2h ihre Partien. Lediglich bei René schien deutlich mehr drin zu sein. Eine Figur mehr und einen Freibauern auf e3 schon vorgedrückt hätte reichen können. Doch diese Runde sollte nicht unsere sein. Am Ende verlor auch René seine Partie und die 0-4 Klatsche war perfekt.
Die Zwischenbilanz nach 4 Runden ist so, dass wir in 3 von 4 Runden deutlicher Underdog waren. In Runde 2 nur leicht schwächer. Somit können wir mit 2 Unentschieden eigentlich recht zufrieden sein. Aber wenn man nicht die Ergebnisse zur Ziehung es Zwischenfazits nimmt, sondern die Partien, sind die letzten drei Runden schon etwas ärgerlich. In Runde zwei und drei wäre jeweils ein Sieg drin gewesen und in Runde 4 war es eine Klatsche sondersgleichen. Somit tut ein Filmabend vielleicht Wunder und man kann den Kopf etwas frei bekommen für den vorletzten Tag. Hier bekommmen wir es mit dem Ausrichter Düsseldorfer SK zu tun. Und tatsächlich gehen wir zum ersten Mal in diesem Turnier als Favorit an die Bretter.
Bericht Runde 5
Robin hatte sich am Abend zuvor nicht gut gefühlt und wir verorndetem ihm eine gehörige Mütze Schlaf. Gemeint war eigentlich, dass er ausschlafen sollte. Robin interpretierte dies etwas anders, war beim gemeinsamen Frühstück natürlich dabei, dafür aber schon um 18Uhr ins Bett gegangen :-)
Ausgeschlafen war er also und fühlte sich schon besser. Trotzdem spielte Antonio an Brett 4 aber nicht lange. Ein schnelles 1-0 für Biberach resultierte aus der Tatsache, dass Düsseldorf nur 3 Mann ans Brett brachte. Etwas schade für eine DVM, aber diesen Punkt nahmen wir natürlich dankend mit. Die restliche Aufstellung lautete wiefolgt: An Brett 1 sah sich Simeon einem sehr starken Gegner gegenüber. Noah und René hatten Gegner die „auf dem Papier“ schwächer waren. Wir hofften sehr, dass die DWZ-PROGNOSE, die uns dieses Mal mit 2,9 – 1,1 vorne sah, Recht behalten sollte. Und wie sie das tat. Zwar verrechnete sich René in guter Stellung und sah sich in einem Remis-trächtigen Endspiel wieder, doch Simeon und Noah überzeugten durch starkes Spiel und gewannen beide ihr Partien. Ein vielleicht etwas zu hoch ausgfallener 3,5-0,5 Sieg für unsere Jungs, die sich dadurch zwischenzeitlich auf Rang 14 hocharbeiten konnten.
Zum Mittagessen gibt es am Donnerstag jedes Kindes Lieblingsessen: Schnitzel! Lecker. Gut getärkt geht es nämlich wie immer um halb drei wieder an die Bretter. KSV Rochade Göttingen heißt der Gegner und das DWZ-ORAKEL prognostiziert einen sehr spannenden Kampf. Es sagt, dass wir 2,1 zu 1,9 minimal in der Favoritenrolle sind.
Bericht Runde 6:
Die Aufstellung lautete Simeon, Noah, René und Robin. Alle vier kamen recht gut aus der Eröffnung und es sah vielversprechend aus. René sah einen Qualitätsgewinn, den er dann realisierte, realisierte aber auch, dass sein Springer, der den Turm auf h1 geschlagen hatte, gar nicht mehr raus kommen konnte. Aus einem Qualitätsgewinn kam er also mit Materialverlust wieder raus. Diese Chance ließ sich der Gegner nicht mehr nehmen und nach einem weiteren Einsteller stand es 0-1 gegen uns. An Brett 1 spielte Simeons Gegner sauber und sehr präzise, sodass am Ende ein ausgeglichenes Turmendspiel mit symmetrischer Bauernstruktur auf dem Brett stand, bei dem Simeons König sogar etwas unsicherer Stand. Somit durfte Simeon Remis anbieten, was sein Gegner annahm. Robin und Noahs Stellungen waren kompliziert. Und da wir mit einem Zähler Rückstand hinten lagen, musste Noah das Remisangebot seines Gegners ablehnen. Kurze Zeit später verlor er einen Bauern. Es sah nicht gut aus, doch Robin spielte konzentriert und gewann nach knapp 2,5.die Qualität. Somit durfte Noah nun Remis bieten, was sein Gegner annahm, weil Noah wirklich trotz Bauern weniger fantastisch verteidigte. Robin sah sich jetzt also in der Situation gewinnen zu müssen! Nicht einfach für unseren jungen Biberacher. Aber Robin spielte sauber und konzentriert zu Ende, sodass er die Partie nach Hause schaukelte und das 2-2 rettete.
Am Nachmittag wird bis spät in den Abend Tischtennis und Tischkicker gespielt. Manch einer bekommt vom Schach nicht genug und spielt am Abend noch das Blitzturnier mir. Andere laufen in die wunderschöne Düsseldorfer Altstadt oder schauen sich den Düsseldorfer Fernsehturm an.
Die Auslosung beschert uns in der Zwischenzeit einen Gegner, den wir schon ein oder zwei mal auf vergangenen DVMs hatten: Caissa Kassel. Mit einer DWZ-Prognose von 1,5 : 2,5 erhoffen wir uns als Außenseiter trotzdem etwas Zählbares zu holen.
Der letzte Tag ist immer recht stressig, da am letzten Tag auch immer die Zimmer geräumt werden müssen und die Koffer und Taschen irgendwo zwischengelagert werden müssen. Aber dafür haben wir genug Eltern dabei, sodass sich die Kinder auf ihre Partie konzentrieren können. Nochmal geben alle Kinder ihr Bestes und die letzte Runde beginnt.
Bericht Runde 7:
Die letzte Aufstellung der DVM lautet: Simeon, Noah, René und Antonio. Alle vier kamen recht gut aus der Eröffnung. Diese Runde ist recht schnell zusammengefasst. Simeon, Noah und Antonio erreichten nach knapp 2h ausgeglichene Stellungen, in der nichts mehr zu holen war als jeweils ein Remis. René hingegen, hatte eine schöne Druckstellung erreicht und es zeichnete sich ein Sieg ab, der uns auf eine Endplatzierung zwischen Platz 11 und 13 hoffen ließ. Doch diese DVM schien eine DVM der verpassten Chancen zu sein, und René verreichnete sich einmal, verlor den Faden, und kurze Zeit später die Partie zum Endstand von 1,5-2,5.
Wie nahe Glück und Pech oder eine gute und eine nicht so gute Platzierung beieinander liegen zeigt mal wieder dieses Beispiel. Bei einem Sieg Renés -und somit einem Sieg gegen Kassel- wären wir im Gesamtklassement auf dem 11.Platz gelandet. So reichte es nur zum 17.Platz, auf dem wir auch gesetzt waren. Verdienter Meister in Düsseldorf wurde der Favorit, SK Hamburg. Herzlichen Glückwunsch!
Fazit der einzelnen Spieler:
Simeon:
Simeon erfüllte seine Rolle als Brett1-Spieler mehr als ordentlich. Am vordersten Brett ist es zunächst einmal wichtig, gegen starke Gegner nicht überrannt zu werden und somit der eigenen Mannschaft ein Gefühl von Sicherheit zu verleihen. In 5 von 7 Runden waren die Gegner -zum Teil sogar deutlich- favorisiert. Somit können die 3 Punkte sich sehen lassen. Simeon bekam seine Vorbereitungen regelmäßig aufs Brett, sodass ihm diese schwierige Aufgabe ein Stück weit erleichtert wurde. Leider verlor er gleich zwei wirklich vielversprechende Stellungen mit Stellungs- und einer halben bis ganzen Stunde Zeitvorteil leichtfertig. Davon ließ er sich im restlichen Turnier aber nicht unterkriegen. Besonders schön waren sein Schwarzsieg in Runde 2, als er seine Königsflügelbauern nach vorne jagte und seinen Kontrahenten überspielte. Auch seine Partie in Runde 5, in der er gegen Sofian Righi seinen Raumvorteil sehr schön ausnutzte, hat gefallen. Im Diagramm ist die Stellung nach 21.Dc2-b3 abgebildet, nach der der Springer d5 durch die Fesselung ein Kind des Todes war.
Noah:
Noah spielte teilweise ganz großes Schach. Hinten raus ließ er ein wenig Federn. Eine Schwachstelle, die sich vermutlich mit zunehmender Turnierpraxis ablegen lässt. Noah ist der Spieler, der am wenigsten Rücksprache mit dem Trainer benötigt, die Dinge selbst am Brett angehen möchte. Diese Begeisterung für Problemlösungen lässt die Hoffnungen auf eine große Zukunft zu. Mit 4 Punkten der Top-Scorer der Biberacher und ein echter Gewinn für das Team.
Die untenstehende Stellung erklärt vielleicht am besten, wieso ich phasenweise von Noahs Schachspiel fasziniert bin: Nach 11...Lg4 (siehe Diagramm nächste Seite) zerlegte er seinen Gegner wie folgt: 12.f3 b4 13.Sa4 Da5 14.b3 Lf5 15.e4 Sh5 16.Le3 c5 17.Td1 Le6 18.d5 +-
Die analytische Berechnung taktischer verzweigter Varianten ist bei Noah sehr gut entwickelt. Sehr schön, dass er dann auch meistens in Partien die Ruhe bewahrt und nicht hektisch wird.
René:
René war ein würdiger Vertreter des 3. Brettes. Er hat schon erkältet das Weihnachtsfest erlebt und es war lange fraglich, wie häufig und mit welcher Leistung er spielen würde. Nachdem wir ihn eine Runde lang mit Verordnung eines Mittagsschlafs geschont haben, war er voll einsatzbereit. In einer Partie ist seine volle Konzentration flöten gegangen und er hatte laut eigenen Aussagen keine Möglichkeit, diese wiederzuerlangen. Das war aber eh die abgeschenkte 0:4-Klatsche gegen München und von daher halb so tragisch. Wenn ich als Captain gemerkt hatte, dass der Mannschaftskampf sehr eng werden würde, war ich meistens gut beraten, von René Attacke einzufordern. Mit anderen Worten hatte er Remisverbot und er wusste, was er zu tun hatte. Seine Weißpartie gegen Lukas Rupp soll dies veranschaulichen:
Nach 32...Tc3 folgte 33.Ta8 Tb3 34.De7 Txe3 35.Txf8+ Kh7 36.fxe3 De2 37.Dh4 Dxe3+ 38.Kh2 g5 39.Dg4 Kg7 40.Tc8 Kg6 41.Sf3 Sf2 42.Sh4+ Kh7 43.Df5+ Kg7 44.Tc7 Df4+ 45.Dxf4 gxf4 46.Sf5+ Kf6 47.Sxd6 Ke6 48.Sxf7 Se4 49.Sxh6 usw. +-
Die Ausgangsstellung mit zwei Bauern weniger zu gewinnen, war sicherlich keine leichte Aufgabe. Wenn sich René ranhält, kann er sich noch stark verbessern in seinem Schachspiel.
Robin:
Bei Robin war die Angewohnheit der Mannschaft, Chancen liegen zu lassen, besonders stark ausgeprägt. Er startete leider mit drei Niederlagen, obwohl allein in den ersten beiden Runden Siege möglich bzw. realistischer waren. Für Robin gilt es, zu trainieren, wann er sich in einer kritischen Stellung befindet. Er muss den Moment auffangen, in der seine Stellung zu kippen droht. Als Trainer kann man wunderbar hinterher sagen, hier oder da hast du einen schlechten Zug gemacht, der dann zum Verlust führte. Aber es gilt für den Lernwilligen, dass man in der Partie schon effizient Zeit in die Stelllung steckt, wenn man sich entweder von der Schachtheorie nicht mehr auskennt oder wenn die Stellung kompliziert ist. Wenn sich dieses Verständnis bei Robin einstellt, kann er noch große Entwicklungssprünge machen. Hier eine Beispielpartie, in der Robin Schwarz hatte, die Mannschaft 2:0 geführt hatte und da Robin bis eben noch einen Mehrbauern besaß, von mir gesagt bekommen hat, er könne ruhig weiterspielen. Ziel der Sache war, den Kids nicht ihre spieilbaren Stellungen wegzunehmen, sondern Lerneffekte zu erlauben.
Mit dem letzten weißen Zug 49.Se6-c7 zerbricht die schwarze Stellung vollends. Der Turm a8 hängt ebenso wie der Bauer d5 mit Springergabel auf den Turm b6 und den König f6. Das Wort „Stellungspech“ mag hier zwar auch stimmen, aber die ganze Abwicklung, die viel zu schnell gespielt wurde und Robin komplett die Übersicht verliert, darf so nicht passieren :)
Antonio:
Antonio verbesserte seine DWZ enorm. Objektiv betrachtet brauchte er für in der Vorbereitung besprochene Züge zu lange oder er erinnerte sich gar nicht mehr daran, was besprochen wurde. Ein paar Tage vor der DVM mit einem Repertoire zu beginnen, ist wohl etwas zu spät, damit sich der Erfolg einstellen kann.
Dass man dann Züge vergisst oder Pläne in bestimmten Stellungen nicht kennt, darf dann nicht verwundern. Allgemein gilt, dass mehr Eröffnungswissen privat angeeignet werden muss. Vom Schachverständnis her machte er hier und da einige grobe Schnitzer, die die Gegner an Brett 4 nicht immer ausnutzen konnten. Sein gutes Ergebnis darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass er eine Eigeninitiative entwickeln muss, um nicht zu stagnieren. Seine beste Partie fing z.B. gar nicht gut an und an jedem anderen Brett wäre er mit dieser Stellung in einer halben Stunde runtergespielt worden.
Nach 8...Lb6 sieht man, dass Antonio mit Schwarz wahrlich keine gesunde Stellung hat. Seine Dame ist auf e7 deplatziert und Weiß hat Entwicklungsvorsprung und das Vollzentrum mit der weißen Bauernphalanx auf d4&e4. Nach 8.e5?! Lg4 9.Lg5 Lxf3 10.Lxe7? Lxd1 11.Txd1 Sgxe7 verlor seine Gegnerin eine Figur und Antonio verwandelte sicher. Hätte seine Gegnerin 10.Dxf3 Dxg5 11.Dxf7+ Kd8 12.Df8+ Kd7 13.e6# berechnet, wäre die Partie so auch nicht gelaufen. # steht übrigens nicht für Hashtag ;-)
Mannschaftsfazit:
Diese DVM wird in Erinnerung bleiben als DVM der verpassten Chancen. Außer in den Partien gegen Düsseldorf (3,5:0,5) und gegen München (wo wir chancenlos waren), wäre allen anderen 5 Partien mehr drin gewesen. Zwar konnten Schwächephasen der ersten beiden Brettern meist von den hinteren Brettern kompensiert werden, oder Schwächephasen der hinteren von den vorderen, leider gelang es aber nicht, in diesen 5 Kämpfen konstant gute Leistungen aufs Brett zu bringen.
Ebenso war zu merken, dass wir vor allem an den hinteren Brettern Probleme hatten, gute bis sehr gute Stellungen im Mittelspiel konsequent zu Ende zu spielen. So wurden einige Chancen liegen gelassen. Doch weiß das Trainerteam was es zu tun hat, um diese Schwächen zu eliminieren.
Im kommenden Jahr dürfen die 5 Jungs erneut in der U14 spielen, und haben es nun selbst in der Hand, durch Fleiß und Engagement an ihren Fehlern zu arbeiten. Wenn alles gut läuft, dürfen die Jungs in 2017 erneut ran – dann hoffentlich mit weniger Fehlern. :-)
Gesamtfazit:
Eine von der DSJ und der Düsseldorfer SK sehr gut organisierte DVM. Die Räumlichkeiten boten sehr gute Spielbedingungen. Die Zimmer waren modern und sehr sauber. Die Siegerehrung war sehr straff und zog sich erfreulicherweise nicht unnötig in die Länge. Somit konnten wir sehr gemütlich unseren Zug Richtung Heimat erwischen und mussten nicht hetzen. Großen Dank an dieser Stelle an Philipp Müller, der sich bereit erklärt hatte, als Trainer vor Ort mitzureisen und die Jungs immer top vorbereitet ans Brett schickte. Unter dem Strich bekommt diese DVM die Note sehr gut.
Auf der offiziellen Seite der DSJ gibt es alle Ergebnisse zum nachlesen und natürlich alle Partien auch zum Nachspielen.
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